My­thos: Die Land­wirt­schaft in Deutsch­land ist ge­prägt von bäu­er­li­chen Fa­mi­li­en­be­trie­ben. We­gen der bäu­er­li­chen Fa­mi­li­en­be­triebe geht es den Tie­ren gut.

In Deutsch­land sind 89% der land­wirt­schaft­li­chen Be­triebe Ein­zel­un­ter­neh­men, je­doch sind nur 48% der Ar­beits­kräfte Fa­mi­li­en­an­ge­hö­rige ([1], S.2). Es ist also nicht zu­tref­fend, dass die deut­sche Land­wirt­schaft von bäu­er­li­chen Fa­mi­li­en­be­trie­ben ge­prägt ist.

Die Nut­zung der Be­griffe „bäu­er­lich“ und „Fa­mi­li­en­be­trieb“ und de­ren Kom­bi­na­tion soll zu­dem die länd­li­che Idylle von Bau­ern­hö­fen mit glück­li­chen Tie­ren sug­ge­rie­ren. Ei­nen der höchs­ten An­teile fa­mi­li­en­ge­führ­ter Be­triebe hat Bay­ern ([26], S.9). Den­noch wer­den auch dort die für die Mas­sen­tier­hal­tung üb­li­chen Prak­ti­ken an­ge­wandt. Bei­spiels­weise herr­schen in Bay­ern in 40% der Rin­der­hal­tungs­be­triebe [27] und 50% der Milch­kuh­be­triebe [28] An­bin­de­hal­tung. In Fer­kel­zucht­be­trie­ben wird wei­ter­hin Kas­ten­stand­hal­tung bei Sauen prak­ti­ziert [27]. 91% der baye­ri­schen Le­ge­hen­nen­plätze be­fin­den sich in Be­trie­ben mit durch­schnitt­lich 22 tau­send Le­ge­hen­nen­plät­zen ([29], S.258). Für die Pu­ten­mast wer­den re­gel­mä­ßig die Schnä­bel ku­piert, meist ohne Be­täu­bung [27]Die gän­gige Pra­xis in der Milch­in­dus­trie ist es, die Kühe künst­lich zu be­fruch­ten, ih­nen die neu­ge­bo­re­nen Käl­ber weg­zu­neh­men, die männ­li­chen Käl­ber zu schlach­ten oder ins Aus­land zu ver­kau­fen, den Kü­hen täg­lich mehr als 20 Li­ter Milch ab­zu­neh­men, den Pro­zess des Schwän­gerns, Se­pa­rie­rens und Tö­tens jähr­lich zu wie­der­ho­len und die Milch­kühe schließ­lich nach durch­schnitt­lich 5 Jah­ren auf­grund nach­las­sen­der Milch­leis­tung zu schlachten.